Der Koloss von Prora: Ein gigantischer Urlaubsort mit dunkler Vergangenheit
31. Januar 2024
Prora, auch bekannt als der Koloss von Prora, mag zwar wie ein Stück antiker Geschichte klingen, doch lassen Sie sich vom Namen nicht täuschen. Dieser gigantische Bau, ursprünglich das längste Gebäude der Welt mit einer beeindruckenden Länge von 4,5 Kilometern, wurde auf der Urlaubsinsel Rügen von der NSDAP zwischen den beiden Weltkriegen errichtet.
Prora: Ein ambitioniertes Projekt
Prora war als All-Inclusive-Resort von beispielloser Größe geplant, eine neue Art von Massentourismus mit 20.000 Betten. Es war der Prototyp einer Handvoll Mega-Resorts, die Adolf Hitler beabsichtigte zu schaffen, um eine Nation von „Menschen mit starken Nerven“ zu formen, damit sie nicht in einem Kampf versagen würden.
Die Wahl des Standortes auf der durch eine Landbrücke verbundenen Insel Rügen ist nachvollziehbar. Der 10 Kilometer lange Strand hier besteht aus wunderbar feinem, weißem Sand, und schon im frühen 20. Jahrhundert zog er elitäre Urlauber an, die sich in der modischen Kurstadt Binz, am südöstlichen Ende des Strandes, prächtige Villen bauten.
Prora und sein unvollendetes Schicksal
Prora war jedoch für die Massen bestimmt, doch es wurde nie eröffnet. Der Bau neigte sich gerade seinem Ende zu, als der Zweite Weltkrieg ausbrach, und nach Deutschlands Niederlage wurde er von sowjetischen Truppen besetzt, die Teile davon zum Spaß sprengten. Die Stasi, die Geheimpolizei, übernahm die Überreste für eine Weile, und dann wurde es viele Jahre lang dem Verfall überlassen, verborgen in den Bäumen.
Prora: Ein schlafender Riese erwacht
Doch inzwischen ist dieser schlafende Riese wiedergeboren. Im Laufe des letzten Jahrzehnts haben die fünf noch stehenden Blöcke der ursprünglich acht zu einer Mischung aus Hotel, Jugendherberge und Luxuswohnungen geworden. Heute glänzen Reihen von Glasbalkonen in der Sonne, jeder sechsstöckige Block unterscheidet sich leicht von seinem Nachbarn und erstreckt sich so weit das Auge reicht. Schwimmbäder befinden sich vorne, und auf der rückwärtigen Straßenseite gibt es neu gepflanzte Bäumchen und eine endlose Wiederholung von hervorstehenden Treppenhäusern alle 50 Meter. Es gibt ein paar Spa-Hotels – das Dormero und das Solitaire – und eine Handvoll Cafés, Restaurants und einen Supermarkt im Zentrum.
Die Geschichte von Prora
Es gibt jedoch sehr wenige Hinweise auf die Geschichte des Gebäudes, abgesehen vom nüchtern aussehenden Dokumentationszentrum, in dem die Ausstellung MACHTUrlaub die Details erläutert. Hier erfahren Sie, wie das zentralisierte Design so konzipiert war, dass die Gäste bis zu 2,2 Kilometer durch die miteinander verbundenen Gebäude laufen mussten, um ihre Zimmer zu erreichen. Und wie das tägliche Programm Paraden und Gemeinschaftsspiele beinhaltet hätte, die vielleicht nicht als verpflichtend bezeichnet wurden, aber es hätte Informanten unter den Urlaubern gegeben, die die Nicht-Teilnehmer notiert hätten. Es war eine Frage des „Spaßhabens, oder sonst“.
Die unveränderte Schönheit des Strandes
Der Strand selbst hat sich seit der Konzeption Proras kaum verändert, abgesehen von aufwändigen neuen (leicht militärisch anmutenden) Rettungsschwimmerposten und regelmäßigen Schildern, die „textilfreie“ Bereiche ankündigen. Während der Nachkriegszeit in der DDR war die FKK oder Freikörperkultur für Menschen, die ein Gefühl von Freiheit inmitten eines ungebührlich repressiven Staates erleben wollten, ein großes Thema.
Der ursprüngliche Urlaubsort Binz
Der ursprüngliche Urlaubsort Binz selbst bleibt ein Zeugnis der Vergangenheit. Der Sand ist mit ordentlichen Reihen von Strandkörben abgegrenzt, die sich zur Sonne drehen können, während sie dem Wind den Rücken zukehren. Es gibt eine Seebrücke, eine Muschel vor dem prächtigen Kurhaus und eine schattige Uferpromenade, die mit Buden gesäumt ist, die Trödel und Milchreis, Reispudding mit Fruchtpüree, verkaufen.
Im Inland säumen Villen der charakteristischen Bäderarchitektur, einer Mischung aus Jugendstil und Long Island Klappverschalung, die Straßen hinter weißen Lattenzäunen mit ihren kunstvollen Holzbalkonen, Dachgiebeln, Oktogonen, Laternen und Kuppeln. Einst private Anwesen mit Personal, sind sie heute meist in Apartments unterteilt.
Binz: Ein Ort der Erholung
Binz ist nicht mehr nur ein nobler Ort für den Urlaub, obwohl die Hauptaktivitäten immer noch dieselben sind: Ein Dampfer fährt immer noch vom Ende der Pier zu den Kreidefelsen des Königsstuhls, die eindrucksvoll von Caspar David Friedrich, dem romantischen Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts, der einen großen Anteil an der Beliebtheit Rügens hatte, gemalt wurden. Und der „Rasende Roland“, ein Dampfzug, schlängelt sich immer noch entlang der Küste zu den Nebenorten Sellin, Baabe und Göhren, vorbei an Schrebergärten und durch dünne Eichen- und Buchenwälder, durchsetzt mit Sonnenlicht und durchzogen von Fußwegen.
Fazit
Prora, der Koloss von Rügen, ist ein beeindruckendes Zeugnis der deutschen Geschichte, das heute als modernes Urlaubsresort genutzt wird. Trotz seiner dunklen Vergangenheit hat Prora seine eigene Transformation durchlaufen und bietet nun eine Mischung aus Hotel, Jugendherberge und Luxuswohnungen. Der ursprüngliche Urlaubsort Binz hingegen hat seinen historischen Charme bewahrt und bietet eine Vielzahl von Freizeitaktivitäten, die einen Urlaub auf Rügen zu einem unvergesslichen Erlebnis machen.